Orchestergemeinschaft Seepark holt Goldmedaille in Kerkrade beim WMC 2022
Die Orchestergemeinschaft Seepark aus Freiburg konnte beim World Music Contest 2022 in Kerkrade – der Weltmeisterschaft für Blasorchester – mit 84,75 Punkten die Goldmedaille in der Division 3 holen. Die 60 Musiker aus Freiburg mit ihrem Dirigenten Michael Schönstein nahmen erstmalig an diesem nur alle 4 Jahre stattfindenden internationalen Wettbewerb teil.
Nach fünf Jahren Vorbereitungszeit standen die Freiburger Musiker erstmalig in dem internationalen Wettbewerb. Bereits die Zulassung war eine große Freude, stecke doch eine mehrjährige Vorbereitungszeit und musikalische Aufbauphase in diesem Projekt. Das WMC Festival hätte eigentlich 2021 wieder stattfinden sollen, doch ließ Corona die Orchester warten und die Organisatoren durchgehend etwas zittern. Glück für die Musikerin Hanna König. Sie ist an der Querflöte der jüngste Zuwachs der Orchestergemeinschaft, spielt erst seit April 2022 im Orchester mit und hat zuvor noch nie an einem Wertungsspiel teilgenommen. Die ohnehin anspruchsvollen Konzertstücke bedeuten für sie nochmal eine besondere Herausforderung, denn immerhin probt das Orchester das Pflichtstück „Madurodam“ schon seit dem vorhergehenden Sommer. „Eine einmalige Gelegenheit“, meint Hanna, die sich in der sinfonischen Blasmusik sehr wohl fühlt und auch die für sie nur kurze Vorbereitungszeit trotzdem genießen konnte. Die Zusage des Teilnehmerplatzes erreicht das Orchester genau rechtzeitig zum Probenwochenende im Herbst 2021, so dass die Musikerinnen und Musiker optimal motiviert in die Vorbereitung einsteigen können. Die geschulten Ohren der internationalen Wertungsrichter sind in Kerkrade so sehr gespitzt, dass das Hauptorchester bereits seine eigenen Konzerte im Dezember und im Mai nutzt, um die drei Musikstücke des Wertungsprogramms zusätzlich zu den regulären Proben auch unter Realbedingungen im Konzertsaal immer weiter zu verfeinern.
Die Vorbereitungen bleiben spannend bis zur Abfahrt in Freiburg am 22. Juli 2022: Während allerorten die Fallzahlen steigen und manche andere Orchester ihre Teilnahme kurzfristig leider ganz absagen müssen, wird auch die Orchestergemeinschaft noch bis zum letzten Tag von gleich mehreren coronabedingten Absagen gebeutelt. Noch im Bus setzt Dirigent Michael Schönstein per E-Mail mehrere Hilferufe an befreundete Orchester ab, um noch zur dringend fehlenden Bassklarinettenbesetzung zu verhelfen. Nachdem die Mails in Musikerzirkeln bis nach Belgien und Luxemburg weitergeleitet werden, findet sich so tatsächlich noch Unterstützung direkt aus Belgien für die finale Einspielprobe und den Auftritt in Kerkrade.
Angekommen in Kerkrade erlebt das Orchester großartige Gastfreundschaft in einer Stadt, die für das WMC über mehrere Wochen nach dem Puls der Musik lebt. Nachbarn des Probelokals lotsen den Busfahrer mit seinem Doppelstockbus durch enge Quartiersstraßen zu einem geeigneten Parkplatz. Rund um Konzerthalle, Festmeile und das Stadion, in dem Marschformationen auftreten, ist die Stadt voll von Musikerinnen und Musikern in Vereinsshirts und bunten Uniformen – und auch von allen in zivil spielt wohl mindestens die Hälfte auch ein Instrument. Von klassischer Blasmusik bis zu sinfonisch-experimentellen Werken ist hier auf den Bühnen die gesamte Bandbreite von Bläsermusik geboten und stimmt die Orchestergemeinschaft auf ihren eigenen, krönenden Abschluss am Sonntagmittag ein.
Punkt elf Uhr ist Check-in und die Musikerinnen und Musiker werden zu ihrem Umkleideraum geleitet. Ein paar letzte Töne in erwartungsfroher Anspannung, dann geht es bereits auf die Bühne des Kerkrade Theater. Eine kurze Ansage, wer da nun gerade Platz genommen hat – und dann zählen sie, die 28,5 Minuten. Die vergehen wie im Fluge, während irgendwo im Halbdunkel des Konzertsaals die Wertungsrichter im Schummerlicht verfolgen, wie gut das Gehörte sich den Ansprüchen der Partituren fügt. Pünktlich vor der strengen 30-Minuten-Deadline setzt der letzte Akkord im Theatersaal mit seinen über 600 Plätzen seine kraftvolle Schlussmarke. Ein Programm musikalischer Gegensätze, ein eigener Ansager, weil auch Gesamteindruck und Bühnenpräsenz gewertet werden und nach genauen Regeln mit der Wertung von Technik, Zusammenspiel und weiteren Kriterien verrechnet werden – was war das nun wert nach all den Monaten? Das Ergebnis erreicht die Musikerinnen und Musiker am Sonntagnachmittag mitten im Hunsrück, während der Doppelstockbus schon zurück in den Breisgau rollt: 84,75 Punkte in der Gesamtwertung bringen der Orchestergemeinschaft Seepark eine Goldmedaille ein!
Das hervorragende Ergebnis ist Lohn für das große Engagement aller Beteiligten – von den unzähligen Orchesterproben über das individuelle Üben aller Musikerinnen und Musiker bis zur Organisation und den Reisevorbereitungen im Hintergrund. Und im dritten Jahr der Pandemie noch viel mehr: ein gemeinsam erreichter Erfolg, der neu Gemeinschaft stiftet und jedem einzelnen zeigt, was das Orchester musikalisch auch unter erschwerten Bedingungen erreichen kann. Für Dirigent Michael Schönstein, der gemeinsam mit langjährigen Mitmusikerinnen und Mitmusikern ebenso wie mit den vielen Neuzugängen über die Jahre schon zahlreiche Bühnen bespielen durfte, einfach „das beste Konzert, das die Orchestergemeinschaft Seepark jemals gespielt hat“!
(Autor: Max Reichenbach | Foto: Michael Kott)
Links:
Festival Webseite: https://wmc.nl/de
WMC Videos auf YouTube: https://www.youtube.com/c/WMCKerkrade/videos
WMC auf Instagram: https://www.instagram.com/wmc_kerkrade/
WMC auf Facebook: https://www.facebook.com/wmc.kerkrade
Ergebnisse: https://wmc.nl/de/teilnehmen/resultaten
Orchester Vorstellung: https://wmc.nl/de/festival/teilnehmer/orchestergemeinschaft-seepark
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